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Fliegermuseum Bad Wörishofen
Web: www.fliegermuseum-badwoerishofen.de
Fliegernostalgie in historischen Räumen
Spricht man von Bad Wörishofen, so denken die meisten Menschen an Pfarrer Kneipp, Kurbäder, Wassertreten usw.
Dass aber Bad Wörishofen auch eine Geschichte als Fliegerstadt hat, das wissen doch die wenigsten,
So gibt es schon lange den kleinen Flugplatz, an dessen Nähe 1934 die historische Segelfliegerhalle errichtet wurde. Sie diente damals wie der Name schon sagt, als „Garage“ und Werkstatt. Unterm Krieg wurde sie dann als Lagerhalle für Sandsäcke umfunktioniert .Außerdem diente sie als Stellplatz einer ME 108.Ein Zeitzeuge, heute auch Mitglied des Fliegermuseums erinnert sich noch recht gut an dieses Kampfflugzeug mit der blauen Lackierung. Einmal fiel das Gebäude dem Maschinengewehrbeschuss der darüber fliegenden Allierten zum Opfer. Die Einschlusslöcher wären heute noch zu sehen, wenn nicht ein Brett darüber genagelt wäre. Und was die allerwenigsten wissen, so laut Vereinsmitglied Karl Englmair, der Bad Wörishofener Flugplatz diente kurzzeitig dem ersten Düsenjäger aus Augsburg kommend einer ME 262 als Übungsplatz für Lande und Start Versuche. Streng abgeschirmt von der damaligen Geheimpolizei.
Nach dem Krieg führte die Flugzeughalle ein nicht so spannendes flugfreies Leben, sie diente den verschiedensten Firmen zur Unterbringung von Ware und Arbeitsstätte.
Eine Wende gab es im Jahr 2004 als der Förderverein Fliegermuseum Bad Wörishofen eV gegründet wurde. Heute 41 Mitglieder, darunter 3 Frauen . Dieses Fliegermuseum hat sich zu einem Schmuckkästchen und Geheimtipp aller Flugbegeisterten entfaltet. Schon beim Eintreten des historischen Gebäudes wird man herzlich empfangen, eingerahmt von den beiden „Stars“ des Museums, einer russischen MIG 21 und der deutschen ME 109. So trifft man an den Öffnungszeiten jeden 2. Samstag des Monats, auf 2 Herren, deren Herz der Fliegerei gehört, und die Besucher durch die Halle führen. Und das Wissen der beiden ist enorm, aber kommen wir zuerst zur MIG 21. Dieses Düsenflugzeug aus der damaligen DDR steht heute komplett und original im Museum. Gerade dass sie noch Platz findet, die Nase des Kampfjets klopft schon fast an die Scheibe des Gebäudes an, als ob sie sagen wollte, lass mich raus, ich will fliegen. Aber das ginge sowieso nicht, da die Tragflächen zwecks Platznot abmontiert und an die Wand gestellt wurden. Und wer könnte so ein Flugzeug besser dem Besucher bis ins kleinste Detail erklären, als der Pilot selbst. Und dieses Glück hat der Fliegerverein. Hans Jürgen Bürger, ehemaliger Kampfjetpilot aus dem Osten, ist nach der Grenzöffnung im Allgäu hängen geblieben, und glücklicherweise auf dieses Fliegermuseum gestoßen. So ist es natürlich nicht verwunderlich dass tausende fragen auf Ihn herein prassen. Wie schnell ist der Jet….., wo ist der Höhenmesser….,Was hat er für eine Bewaffnung….., haben sie schon mal den Schleudersitz benutzen müssen…. und und und. Fragen über Fragen, die der sympathische Pilot aber alle gerne beantwortet, und immer ein freundliches Lächeln für die Gäste übrig hat.
Und dreht man sich bei der MIG um die eigene Achse, steht man staunend vor dem Mercedes Benz Flug Motor 12 Zylinder 1475 PS und 35,7 l Hubraum. Stark und giftig steht er auf dem Montagebock, und wartet nur, in die legendäre ME 109 eingebaut zu werden, die nur 2 Meter dahinter, aber noch flügellos auf die Vereinigung wartet. Man bekommt fast eine Gänsehaut, und die Nackenhaare stehen zu Berge. Man kann es nicht beschreiben, aber es ist einfach faszinierend, so dicht zwischen diesen beiden „Höllenmaschinen“ (die Vereinsmitglieder mögen mir diesen Ausdruck verzeihen) zu stehen, und die ungeheure Kraft und Schnelligkeit der Flugzeuge zu spüren. Und dass die ME 109 eines Tages komplett dasteht, dieses man kann schon fast sagen Lebensziel hat sich Karl Neumeier gesteckt. Mit viel Liebe zum Detail und wenn möglich Original Teilen baut er die Messerschmitt wieder auf. Sein ganzes Herz liegt an dieser Maschine, und unzählige Stunden, Tage ,Monate verbringt Neumeier in der Reproduktion der ME 109. Und sein Wissen darüber ist enorm, er kennt jede Niete, jeden Knopf, jede Leitung, mit ihren verschiedenen Farben und dessen Bedeutung. Einfach alles. Und das tolle dabei, Karl Neumeier nimmt sich auch noch diese Zeit und erklärt dem interessierten Besucher all das was er wissen Wer weiß zum Beispiel schon, wo der Kompass , (nicht die Kompass-Uhr) der 109 eingebaut ist. Man kann wirklich viele Stunden verbringen, und es wird niemals langweilig.
Und überall in der Fliegerhalle findet der Besucher Fundstücke von Ausgrabungen abgestürzter Flugzeuge. Zum Beispiel verbogene Propeller oder ein zertrümmerter Sternmotor . Furchtbare Schicksale begleiten diese Fundstücke. Aber nicht nur technische Geräte sind zu bestaunen, auch die verschiedensten Modellflugzeuge, Bilder , Fotografien, Dokumente und vieles mehr sind dem Besucher zugänglich. Und dass das ganze eine Ordnung hat, müssen all die Utensilien ordentlich archiviert werden. Dafür sorgen unter anderen die fleißigen Hände von Dagmar Kühl und Karl Englmair, der zur damaligen Zeit selbst Pilot war. Allein seine spannenden Erzählungen von der damaligen Fliegerzeit ist diese Reise nach Bad Wörishofen wert gewesen.
Zu den tollkühnen Frauen und Männer in ihren nicht fliegenden „Kisten“ in Bad Wörishofen
Eddi Nothelfer
• Bad Wörishofen